Kläranlage Dingolfing

ANLAGENBESCHREIBUNG

Die Kläranlage Dingolfing wurde als vollständiger Neubau Ende des Jahres 2005 in Betrieb genommen. Die Kläranlage hat eine Ausbaugröße von 70.000 Einwohnerwerten (= Einwohner und Industrie) und wird damit der Größenklasse 4 zugeordnet. Erweiterungsflächen sind vorhanden. Die Anordnung der Bauwerke ist dem unten beiliegenden Übersichtslageplan zu entnehmen. In der Kläranlage Dingolfing wird das Abwasser mechanisch und biologisch gereinigt. Der dabei anfallende Schlamm wird weiterbehandelt und das entstehende Klärgas mittels 2 Blockheizkraftwerken energetisch verwertet.

 

Kläranlage_Screenshot

 

Zulauf und Regenwasserbehandlung

Das Abwasser der Stadt Dingolfing wird über einen Stauraumkanal DN 2200 von ca. 1 km Länge der Kläranlage zugeführt. Der Stauraumkanal dient zur Pufferung des Zuflusses zur Kläranlage v.a. bei Regenereignissen. Das ankommende Abwasser wird mittels Schneckenhebewerk (1.1) über Gelände angehoben und anschließend der mechanischen Reinigungsstufe zugeführt. Parallel dazu wird ein Regenwasserpumpwerk (1.2) mit netzunabhängigen Dieselmotoren betrieben. Es wird dadurch die erforderliche Entlastung in den Sickergraben der Isar bei größeren Regenereignissen sichergestellt, die für die weitere Anlagensicherheit erforderlich ist. Durch eine Regenbeckenüberlaufschwelle und einen Hochleistungssiebrechen wird sichergestellt, dass die Verschmutzung des direkt eingeleiteten Abwassers noch auf einem gewässerverträglichen Niveau liegt.

 

Mechanische Reinigungsstufe

Die mechanische Reinigungsstufe wird im freien Gefälle durchflossen, hier werden die Feststoffe weitgehend aus dem Abwasser entfernt.

 

Rechenanlage

Zwei Siebtrommelrechenanlage im Rechengebäude (1.3) „kämmen“ die Grobstoffe aus dem Abwasser. Diese werden gewaschen, gepresst und in einen Container abgeworfen.

 

Sand- und Fettfang

Dieser Anlagenteil besteht aus einem mittels Tauchwand zweigeteilten Becken. Im einen Teil des Sand- und Fettfangs (2) wird mittels Luftzufuhr dafür gesorgt, dass Sande sich am Boden sammeln und dort abgezogen werden können. Anschließend wird der Sand gewaschen, entwässert und in einem weiteren Container gesammelt. Der andere Teil des Beckens ist so konzipiert, dass sich Fette abtrennen. Diese werden direkt in den Faulturm gepumpt und dort weiter verwertet. Für Wartungs- und Reparaturarbeiten kann das Bauteil mittels Notumlauf umgangen werden.

 

Vorklärbecken

Über das Zulaufmessgerinne (3), wird das Abwasser anschließend in die Vorklärung (4) geleitet. Dieser Anlagenteil ist so aufgebaut, dass eine Redundanz durch zwei unabhängige Becken entsteht. Hier sinken feinere absetzbare Stoffe zu Boden und werden durch sogenannte Räumer in regelmäßigen Zeitabständen in den Primärschlammschacht (4.1) geschoben und von dort in den Faulturm gepumpt. Das mechanisch gereinigte Abwasser fließt durch eine erdverlegte Leitung zum Zwischenhebewerk (5.3). Dort wird das ankommende Abwasser nochmals angehoben, auf das höhere Niveau der Biologischen Reinigungsstufe.

 

Biologische Reinigungsstufe

Im Abwasser werden durch zusätzlichen Eintrag von Sauerstoff durch eine Gebläsestation (5.2) sowie Nutzung biologischer Zusammenhänge jetzt gelöste, gewässerschädliche Inhaltsstoffe abgebaut.

 

Belebung

Kernstück der biologischen Stufe ist das Belebungsbecken (7) mit dreistufiger Kaskadendenitrifikation zur Stickstoffelimination. Ein Mikrokosmos aus einer Vielzahl verschiedener Bakterien und Kleinstlebewesen erhält hier die optimalen Bedingungen zum weitreichenden Abbau von Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphorverbindungen. Eine bedeutende Rolle spielt dabei der mengenmäßig, räumlich und zeitlich gezielte Eintrag von Sauerstoff, da die Abbauprozesse nur durch das wechselweise Vorfinden von gelöstem Sauerstoff und chemisch gebundener Sauerstoff funktionieren. Chemisch unterstützt werden diese Abbauvorgänge durch die dosierte Zugabe von Flockungshilfsmitteln aus der Fällmittelstation (5.1).

 

Nachklärung

Nachgeschaltet sind zwei Runde, trichterförmige Nachklärbecken (8). Hier trennt sich das Abwasser durch das geringere Gewicht bei minimaler Fließgeschwindigkeit vom Belebtschlamm. Der abgesunkene Schlamm wird von den Räumern in die Mitte zur Trichterspitze geschoben. Er wird vom Rücklaufschlammpumpwerk (5.4) abgezogen und dem Belebungsbecken (7) wieder zugeführt.

 

Ablauf

Das gereinigte Abwasser verlässt nach der Qualitätskontrolle über den Ablaufmessschacht (9) die Kläranlage und fließt durch die Binnengrabenrohrbrücke weiter in die Isar.

 

Schlammbehandlung

Der bei diesem Prozess durch Reproduktion von Mikroorganismen entstehende Überschussschlamm wird aus dem Belebungsbecken (7) abgezogen und mittels Zentrifugentechnik maschinell eingedickt. Gemeinsam mit dem Fett aus dem Fettabscheider und dem Primärschlamm aus der Vorklärung wird der Überschussschlamm in zwei beheizten Faulbehältern (12) anaerob, also unter Ausschluss von Sauerstoff stabilisiert. Dadurch reduzieren sich sowohl Schlammvolumen als auch die fäulnisfähigen, geruchsbildenden Bestandteile. Anschließend gelangt der ausgefaulte Schlamm in die Nacheindicker (13) bevor er mittels einer weiteren Zentrifuge soweit entwässert wird (ca. 25% Trockensubstanz), dass er zur Entsorgung abtransportiert werden kann.

 

Gasverwertung

Bei den Abbauvorgängen entsteht Klärgas, Dieses wird über eine Entschweflungsanlage (12.1) in den Gasbehälter (14) geleitet. Durch die gegebene Möglichkeit zur Zwischenspeicherung kann es bedarfsorientiert in den zwei Blockheizkraftwerken (BHKW) (11.2) zur Wärme- und Stromerzeugung oder über den Heizungsbrenner zur zusätzlichen Wärmeerzeugung verwendet werden. Durch die Eigenstromerzeugung kann auch der Notbetrieb der Anlage bei Stromausfall sichergestellt werden.

 

Betriebsgebäude

Leitwarte

Im Obergeschoss des Betriebsgebäudes (10) befindet sich die Leitwarte. Sie verfügt über alle notwendigen Geräte sowie Verbindungen zu Geräten auf der Anlage, die erforderlich sind für die Leitung der Prozesse, u.a. Messen, Regeln, Steuern, Anzeigen, Alarmieren, Registrieren, Dokumentieren, Schalten etc.

 

Labor

Im Erdgeschoss des Betriebsgebäudes (10) ist u.a. das Labor untergebracht. Dort werden Kontrollen im Rahmen der Eigen- und Indirekteinleiterüberwachungsverordnung durchgeführt. Auch werden immer wieder Untersuchungen zur Optimierung der Betriebsergebnisse veranlasst.

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